Welche Angelrollen-Typen gibt es?

Mein Favorit ist die Stationärrolle 

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich werde nur auf Stationärrollen eingehen. Zwar besitze ich auch Multirollen und Fliegenruten mit Rollen, aber meine Erfahrungen damit sind zu gering, um an dieser Stelle wirklich hilfreiche Aussagen zu machen.

Ich habe eigentlich schon die wichtigsten Rollentypen aufgeführt und es fehlt noch die Kapselrolle, eine Variante der Stationärrolle, die auch einhändig genutzt werden kann. Allerdings werde ich diese auch nicht näher beschreiben, da sie meine Wünsche nicht erfüllen kann (z.B. zu geringe Wurfweite).
Das ist jetzt eine grobe Übersicht, denn ich möchte nicht jede Variante gesondert aufführen.
Für meine bevorzugten Angeltechniken ist die Stationärrolle in verschiedenen Größen und Ausführungen völlig ausreichend.

Wie finde ich die richtige Angelrolle für mich?

Bei der Recherche immer den Wahrheitsgehalt der Informationen prüfen!

Wenn ich mir eine Angelrolle kaufe, möchte ich immer, dass das Verhältnis von Preis und Leistung ideal ist.
Aus diesem Grund forsche ich in Angelzeitschriften, Foren usw. nach Tests und Erfahrungsberichten, die mir bei einer Vorauswahl helfen.

Ich lasse mich da nicht so sehr von Marktingaussagen blenden. Es werden immer neue Begriffe kreiert, um die technischen Details künstlich aufzuwerten.
Viele dieser "neuen Innovationen" sind sicher auch sinnvoll, aber oftmals sind es auch nur andere Bezeichnungen für bekannte Elemente. Sie sollten sich dadurch nicht vom Wesentlichen ablenken lassen.

Tipp: Lesen Sie auch die Rezensionen bei Amazon.

Was ist für mich das Wesentliche an einer guten Stationärrolle?

Eine gute Rollenbremse ist das "A" und "O"

In meinen Augen ist bei einer Stationärrolle die Bremse das wichtigste Bauteil. Ohne einen Test der Bremse kaufe ich keine Rolle. An keinem Bauteil der Angelrolle kann man schneller Qualitätsmängel erkennen. Ein gutes Angelgeschäft sollte immer eine bespulte Testrolle für eine Vorführung bereitstellen können.
Wer im Internet bestellt hat ein 2 wöchiges Rückgaberecht. Somit kann man selbst ein wenig Schnur aufspulen, damit testen und bei Nichtgefallen umtauschen.

- Wie fein justierbar lässt sich die Rollenbremse einstellen? Je feiner, desto besser!
- Gibt sie die Schnur sofort und ohne "Ruck" in der eingestellten Stärke frei?
- Gibt die Rolle, egal wie fest sie eingestellt ist, die Angelschnur gleichmäßig und ohne jedes "Ruckeln" frei, bzw. ist sie im Bedarfsfall absolut fest?
- Wie langlebig ist die Bremse? Da sich das nicht schnell testen lässt, muss man den Erfahrungsberichten, Bekannten oder seinem Händler Vertrauen.

 

Welche Bremssysteme gibt es und wo sind die Vor und Nachteile?

Es gibt bei Stationärrollen eine Front- und eine Heckbremse. Bei der Heckbremse gibt es auch Modelle mit einer Kampfbremse, die eine Umschaltung zwischen einer harten und weichen Bremsung bieten, ohne dabei die eigentliche Bremskraft zu verändern.
Qualitativ sind Frontbremsen den Heckbremsen in den wichtigsten Punkten überlegen. Sie werden direkt an der Spule justiert und haben in der Regel auch größere Bremsscheiben als Heckbremsen. Sie können sensibler eingestellt werden und die Bremskraft ist effektiver. Außerdem verdrecken sie nicht so schnell und sind fast immer wasserdicht.
Der einzige Nachteil ist, dass sie etwas umständlicher in der Handhabung sind, als Heckbremsen.
Heckbremsen sind in der Handhabung sehr einfach zu bedienen, da man nicht übergreifen muss und die Justierung super greifen kann. Eine eventuell vorhandene Kampfbremse mildert z.B. sehr harte Fluchten etwas ab, was für einige Angler eine wichtige Option sein kann. Ich denke, wenn die Bremseinstellung auf mein Gerät (Rute und Schnurstärke) gut abgestimmt ist, sollten auch harte Fluchten kein Problem sein.
Heckbremsen sind nicht so belastbar wie gleichwertige Frontbrems-Modelle. Sie verdrecken auch schneller und sind aufwändig zu reinigen.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich auch mit Heckbremsen gute Erfahrungen gemacht habe. Es gibt durchaus sehr gute Heckbremsen. Sie sind dann halt ein wenig teurer, als vergleichbare Frontbrems-Modelle.
Wenn ich es auf richtig kampstarke und große Räuber abgesehen habe, vertraue ich allerdings nur den Frontbrems-Modellen.

Für beide Arten der Rollenbremse gibt es Stationärrollen mit Freilauf. Diese Funktion ist kein Muss, aber äußerst sinnvoll, wenn man z.B. beim Ansitzangeln (fast) freien Schnurabzug gewährleisten will, bevor man den Anschlag setzt. Die Stärke des Freilaufs lässt sich natürlich auch variieren. Hier achte ich darauf, dass die leichteste Einstellung nahezu an einen offenen Rollenbügel heran kommt.

Finger weg, wenn die Rollenbremse bei der Schnurabgabe ruckelt oder sie sich nicht absolut exakt auf die gewünschte Bremsstärke einstellen lässt!

Sind viele Kugellager an einer Stationärrolle besser?

Qualität, statt Quantität!

Als ich noch Angelanfänger war, ließ ich mich immer von Daten, wie die Anzahl der Kugellager blenden. Je mehr, desto besser dachte ich. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Eine hochwertige Rolle, ist einer „Billigrolle“, auch mit weniger Kugellagern überlegen.

Dazu ein Beispiel aus der Fotografie:
Sie kennen den Pixelwahn der Kamerahersteller. Handys mit einer Auflösung von über 20 Mega Pixel sind inzwischen normal. Trotzdem ist jede normale Fotokamera mit 5 Mega Pixel einer Handykamera haushoch überlegen, da der Bildsensor einfach größer ist.

Nicht anders verhält es sich mit den Kugellagern. Zunächst kommt die Qualität, Bauweise und Zusammenstellung der Bauteile und erst dann lohnt sich ein Blick auf die Anzahl der Kugellager. Im Idealfall handelt es sich um eine hochwertige Rolle mit einem guten Getriebe aus Qualitätsmaterial und dann auch gerne vielen Kugellagern.

Für mich muss die Kurbel leichtgängig zu bedienen sein und wenn ich stoppe, soll kein Spiel mehr sein (Anti reverse System). Je nach Qualität und Häufigkeit der Benutzung, wird sich irgendwann immer ein kleines Spiel einstellen.

Finger weg, wenn die Angelrolle von Anfang an ein größeres Spiel hat oder sich das Kurbeln "unrund" anfühlt!

Getriebe und gleichmäßige Schnurverlegung

Wormshaft: Das Maß der Dinge?

Wie ich schon unter bei dem Punkt "Kugellager" angemerkt habe, sollte bei einer guten Rolle alles zusammenpassen und die Bauweise ist entscheidend.

Es gibt eigentlich 2 Arten von Getrieben und eine Menge Variationen durch die Hersteller. 
Rollen mit  Hubrad-Getriebe (Exenterzahnrad) sind zwar robust, aber die Schnurverlegung erfolgt nicht gleichmäßig. Ich habe zwar noch einige Rollen mit Hubrad-Getriebe und sie sind auch nicht schlecht, aber spätestens wenn man die erste Rolle mit Wormshaft-Spulenhub (Schneckengetriebe) genutzt hat, will man nichts anderes mehr.
Das Wormshaft-Getriebe ist über eine Welle direkt mit der Rollenachse verbunden. Auf der Welle ist eine "Schneckenartige Nut" gefräst, die zum Namensgeber wurde. Die Schnurverlegung ist deutlich gleichmäßiger als bei Hubrad-Getriebe Rollen. Dieses sorgt für bessere Wurfweiten, da die Schnur beim Wurf leichter abläuft und verhindert außerdem lästige Perücken durch eingeklemmte Schnur auf der Spule.

Da man beim Kauf einer Angelrolle, diese nicht sofort zerlegt, sollte man sich darüber informieren, aus welchem Material die Zahnräder sind. Hier gillt es, qualitativ hochwertige Materialien mit einer guten Oberfläche zu wählen. Messing wird oft als erste Wahl genannt, zumal es bei Salzwasserrollen weniger mit Korrosion zu kämpfen hat. Aluminium ist zwar leichter, aber nur hochwertig legierte (harte) Oberflächen sind da empfehlenswert.

Bei Neuanschaffungen das Wormshaft-Getriebe unbedingt in die engere Wahl nehmen!

Übersetzung der Stationärrolle

Je höher die Übersetzung, desto besser?

Die Übersetzung einer Stationärrolle wird mit einem Verhältnis pro Kurbelumdrehung angegeben.
Beispiel: Eine Übersetzung von 4,6:1 bedeutet, dass mit einer Kurbelumdrehung 4,6 x der Spulenumfang aufgerollt wird. Eine hohe Übersetzung holt also mehr Schnur ein, als eine niedrige Übersetzung. Allerdings darf man die Größe der Spule nicht vernachlässigen.
Nun könnte man meinen, dass eine möglichst große Übersetzung optimal ist, da man ja weniger kurbeln muss. Das stimmt zwar, hat aber auch Nachteile. Das Rollengetriebe wird bei einer höheren Übersetzung auch stärker beansprucht. Der Verschleiß ist somit auch höher. Spinnfischer wählen eher mittlere oder kleinere Übersetzungen, da die Köderführung sauberer und nicht so ruckartig erfolgt.
An dieser Stelle muss jeder für sich entscheiden, für welche Angeltechnik er die Stationärrole braucht. Ich tendiere meistens zu kleineren / mittleren Übersetzungen, nutze aber z.B. beim Heringsangeln lieber größere Übersetzungen.

Je nach Angeltechnik werden unterschiedliche Ansprüche an die Übersetzung gestellt.

Gewicht, Größe und Zubehör bei der Angelrolle

Eine Angelrolle sollte möglichst leicht sein!

Was für die meisten Angler selbstverständlich klingt, wird von anderen gerne mal vernachlässigt. Sie legen weniger Wert auf ein geringes Rollengewicht. OK, der Ansitzangler, der die Rute nur für gelegentliche Auswürfe oder Drills in der Hand hält, wird sich da nicht dran stören. Angler, die allerdings sehr viel mit Rute und Rolle arbeiten, wissen, dass ein paar Gramm erst zu Kilogramm und im Laufe des Tages zu Tonnen werden können :)
Natürlich sollte man die Kirche im Dorf lassen und nicht mit der Briefwaage einkaufen gehen. Das Gesamtpaket muss passen und wenn die Rollen und Spulen aus Aluminium oder Graphit sind, werden sie auch gewichtstechnisch passen. Nehmen Sie die Rolle in die Hand und vergleichen Sie.

Je nach Angeltechnik und Zielfisch, wirkt sich auch die Rollengröße auf das Gewicht und den Angelkomfort aus.
Für Köderfische, Barsche und kleine Forellen reichen 1000er Rollen. Bei größeren Forellen, bzw. See- und Meerforellen sollten es schon 2000er Modelle sein. Diese reichen auch für kleine Zander oder Rapfen. Erwartet man große Räuber, sollte man nicht unter 2500er oder 3000er Rollen angeln. Um Dorsche, Lachse oder sehr große Hechte zu bändigen benötigt man 4000er Rollen und bei Welsen sogar 5000er Rollengrößen.

Prüfen Sie auch den Schnurfangbügel, ob er beim Aufklappen fest einrastet. Nichts nervt mehr, als ein zurückschnellender Schnurfangbügel beim Auswerfen oder Schnur geben.
Eng mit dem Schnurfangbügel verbunden ist das Schnurlaufröllchen. Ein kleines Röllchen mit wichtiger Eigenschaft. Es sorgt für einen saubern Lauf der Angelschnur und sollte auch harten Drills gewachsen sein. Es muss nicht aus Titan sein (darf es aber gerne), doch Plastikröllchen gilt es zu vermeiden. Ich achte immer darauf, dass die Schnur sowohl unter hartem Druck, aber auch bei offener Bremse sauber über das Röllchen läuft.

Äußerst wichtig ist mir bei meinen Stationärrollen eine straffe Rücklaufsperre. Diese wird im sogenannten "Anti reverse System" angeboten und stoppt den Rotor punktgenau, sobald ich die Kurbel anhalte.

Last, but not least der Hinweis darauf, dass es auch Stationärrollen für Linkshänder gibt. Ich würde mir eher eine Linkshänderrolle kaufen, statt ein "Umbaumodell" zu nutzen.

Angelrollen Pflegetipps

Um möglichst lange Freude an seiner Angelrolle zu haben, sollte man folgende Pflegetipps beachten:

1. Die Bremse immer vor der Lagerung entspannen.
2. Die Rolle regelmäßig säubern.
3. Ab und zu Rollenfett an die beweglichen Teile bringen
4. Bei hoffnungslosen oder sehr festen Hängern, nicht über die Rollenbremse reißen. Schnur z.B. um ein Holzstück oder den Jackenärmel drehen (dicke Handschuhe gehen auch) und dann versuchen zu lösen, bzw. abzureißen.
5. Trocken lagern und wenn die Rolle nass ist, vor dem Lagern abtrocknen.
6. Angelrolle nach dem Angeln in Salzwasser ordentlich mit Süßwasser abspülen (Gilt auch Meeresrollen!).

Verwandte
Beiträge:

Getestet:

Weitere
Beiträge: